Sklaverei 1
Sklave ist ein Mensch, der nicht sich selbst gehört, der einem anderen gehört – und zwar ganz: mit Leib, Geist, Seele – so zumindest die Forderungen.
Sklaven waren in der Antike ein Bestandteil des gesellschaftlichen Systems. Ein sehr großer Teil der Bevölkerung bestand aus Sklaven. Eine kleine Oberschicht der Herren knebelte eine große Gruppe von Menschen. Das Leben von Sklaven konnte ungemein brutal sein, weil die Herrinnen und Herren mit ihnen machen konnten, was sie wollten. Man muss auch bedenken, was dieses Wissen, nicht sich selbst zu gehören, mit den Sklaven machte: Man ist wertlos, man hat keine Rechte, man ist im Grunde ein Tier, das einen Menschen gehört. Reiche mussten zudem Sklaven haben, da es verpönt war, mit seinen eigenen Händen zu arbeiten. Manche benötigten gebildete Sklaven, um eben Kinder bilden zu können – es gab hohe Sklaven, wichtige Sklaven – aber sie waren Sklaven. Sklaven sind die Grundlage für Reichtum und Wohlergehen gewesen. Sklaven sind die Grundlage des Systems gewesen. Man darf nicht unterschätzen, wie massiv dieses System war. Die gesamte Gesellschaftsordnung war auf diesem System aufgebaut. Und begründet wurde dieses System unter anderem mit der Natur, der Ordnung – wie Aristoteles meint: Manche Menschen werden zu Sklaven geboren – also müssen sie es auch sein.
Wir nennen es heute „strukturelle Gewalt“ – man ist eingebunden in ein System der Gewalt, merkt es vielfach nicht – und wenn man es merkt, kann man im Grunde kurzfristig als Individuum bzw. als kleine Gruppe nichts dagegen tun.
Im Orient waren übrigens alle Sklaven des Herrschers – auch die höchsten Beamten.
Israel
Das Volk, so erinnert sich das Volk Israel, wurde aus der Sklaverei befreit. Von daher durfte das Volk keine jüdischen Sklaven haben. Es gab nur Schuldknechte, die nach einer bestimmten Zeit wieder entlassen werden mussten, es sei denn, sie wollten beim „Chef“ bleiben (5. Buch Mose 15,12ff. / 3. Mose 25,1ff.), das heißt es gab Menschen, die sich selbst gehörten, aber sich anderen zur Verfügung stellten, oder wenn ein Sklave entlaufen ist und bei einem Schutz suchte, soll er ihn nicht ausliefern (Dtn 23,16ff.). Andererseits durften Nichtisraeliten gekauft werden und sie konnten dann dem eigenen Besitz zugeführt werden (3. Mose 25,44ff.). Eines der 10 Gebote sieht: Du sollst nicht deines Nächsten Haus, Frau, Knecht, Magd, Vieh und Sachbesitz verlangen (Dtn 5/Ex 20). Das schließt nicht Sklaverei im modernen Sinn ein, sondern steht im Kontext des Genannten. Am Sabbat durften übrigens auch Sklaven nicht arbeiten.
Im hebräischen Bereich wird der Begriff Sklave auch verwendet in dem Sinne, dass man als Mensch Gott gehört.
Jesus
Wie sieht das im Neuen Testament aus? Bei Jesus sind Sklaven kein eigenes Thema. Sie werden in Gleichnissen genannt, um das Verhältnis zwischen Gott und Mensch zu verdeutlichen. Sie waren vermutlich kein Thema Jesu, weil Sklaverei in Galiläa kein relevantes Thema war. Das soll nicht heißen, dass es das nicht gab. Es war nur nicht virulent. Zumindest ist das in den Überlieferungen nicht hervorgehoben.
Paulus
Als das Christentum dann in die heidnische Welt überging, wurde auch das Thema der Sklaverei relevant. Sklaven waren auch das Ziel der Verkündigung der frühen Kirche. Und so erhöhte sich das Ansehen der Sklaven in den kleinen Gemeinden. Sie wussten sich von Gott geliebt, sie waren keine Tiere, keine, die als Menschen Sklaven sein mussten, sie waren eben Teil derer, die sich vom Evangelium angesprochen fühlten. Und so bestand dann die Gemeinde bald sowohl aus Herren als auch aus Sklaven. Die christlichen Sklaven wussten sich – auch als Sklaven – frei. Diese Sicht, die auch die Philosophie der Stoiker verkündete, der Körper gehört dem menschlichen Herren, aber die Seele nicht – das heißt, man kann auch als Sklave frei sein, kam im christlichen Glauben aus der hohen Philosophie hinunter zu den ganz normalen Alltagssklaven – sie wurde nicht nur gedacht, sondern auch realisiert.
Paulus thematisiert Sklaven ganz kurz im 1. Korintherbrief 7. Diese Stelle ist nicht eindeutig auszulegen: a) wenn du, Sklave, frei sein kannst, dann wolle es – oder: b) wenn du frei sein kannst, wolle lieber Sklave bleiben. Ich verstehe sie so: Paulus ruft Sklaven nicht dazu auf, Freiheit zu erkämpfen. Wenn sich aber die Gelegenheit bietet, sollen sie sie ergreifen, wenn sie sich nicht bietet, sind sie auch als Sklaven freie Menschen. Die Formulierung dürfte extra doppeldeutig sein, weil die frühen Christen nicht auch noch in dieser Hinsicht als Gesetzlose auffallen durften. Dass Paulus auf Sklaven eine positive Wirkung hatte, das sieht man daran, dass ein Sklave namens Onesimus, der dem Gemeindeglied Philemon gehörte, zu Paulus geflohen ist. Paulus schickt diesen zurück, aber mit der Auflage, ihn wie einen Bruder zu behandeln (Brief des Paulus an Philemon). Und diese Sicht war revolutionär. Sie wird auch in anderen Aussagen des Paulus deutlich: „Denn durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr nun alle zu Kindern Gottes geworden. Ihr gehört zu Christus, weil ihr auf seinen Namen getauft seid. Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: in Christus seid ihr alle eins.“ (Galater 3,26ff.; vgl. Apg 2,18) und im 1. Korintherbrief heißt es ähnlich, da wird nur noch hinzugefügt, dass sie alle zu dem einen Körper Jesus Christus gehören. Und das muss man sich vorstellen: In den Gemeinden sitzen beim Abendmahl auf einmal Menschen zusammen, die Herren früher als Vieh angesehen haben – und als Sklaven sitzt man auf einmal mit Herren zusammen, die einen verachtet haben, aber nun mit ihnen gemeinsam zur Einheit Jesu Christi gehört. Das konnte dann zu der Aufforderung führen, dass man dem Herren als Bruder umso gewissenhafter diente (1Tim 6,2). Das bedeutet, dass man als christliche Gemeinde nicht dadurch auffallen wollte, dass man der Sklavenbefreiung das Wort redete. Wobei zu sehen ist, dass die Sklavenbefreiung einfach kaum ein Thema war, sondern Sklaverei war Alltag – sogar christlich-religiös begründet – es ging jedoch darum, diesen Alltag zu humanisieren. Man muss an dieser Stelle bedenken, dass die Christen eine kleine Minderheit waren, die auch – vielfach als Sklaven – selbst ums Überleben kämpften. (In der Zeit Neros hatte ein Sklave in Rom seinen Herrn umgebracht. Zur Abschreckung wurden sämtliche Sklaven des Hauses, Männer, Frauen, Kinder – 400 – gekreuzigt. Die Verantwortlichen Staatsbedienstete blieben bei ihrer unmenschlichen Haltung – trotz Protesten von Mitmenschen, weil es das Gesetz des Augustus so vorgab.)
Wichtig für die Botschaft ist auch die Sicht des Paulus, die in einem Lied formuliert wurde: Jesus war bei Gott und wurde Mensch, wurde Sklave bis zum Tod am Kreuz. Sklaven fanden in dem Gottessohn einen, mit dem sie sich identifizieren konnten.
Kirchenväter
Eine Verwandlung der Gesellschaft begann sich nur sehr langsam durchzusetzen. Denn auch innerhalb der Christen gab es Menschen, die Sklaven hatten – das sagt nichts über deren Umgang mit den Menschen aus. Man konnte Sklaven haben und menschlich mit ihnen umgehen.
Clemens von Alexandrien (150-215) meinte, Sklaven unterscheiden sich im Aussehen und in ihrer Tugendhaftigkeit nicht von deren Besitzer, somit seien sie zu reduzieren – und die Besitzer sollten selbst arbeiten. Frauen wie Sklaven dächten gleichermaßen über den christlichen Glauben nach, seien damit den Männern und Freien gleichgestellt. Diese Sicht ist insofern wichtig, weil Sklaven in der Regel als unfähige Wesen angesehen wurden – und nun von Christen Wertschätzung und Bildung erfahren haben (freilich gab es auch gebildete Sklaven). So kann immer wieder auch gesehen werden, dass Sklavinnen und Sklaven ihre Herrinnen und Herren zum christlichen Glauben führen konnten. Der berühmte Kritiker der Christen, Kelsos (ca. 150-200), hat eben das dem Christentum vorgeworfen, dass sie stolz darauf seien, aus verworfenen Menschen zu bestehen. Aber diese verworfenen Menschen könnten sich nicht bessern. Indem Christen sich zu den Sklaven halten würden, würden sie zeigen, dass sie kluge Menschen nicht erreichen könnten. Origenes (185-254), der gegen Kelsos argumentierte, meinte: Man tue das auch weiterhin, auch wenn Kelsos dagegen sei, weil sie dadurch edel werden und durch das Wort Gottes frei werden würden. Kurz: Sklaven wussten sich von der Lehre und dem Handeln der Christen angesprochen – und wurden selbst Christen. Tatian (+170) meint, ein Christ müsse bedürfnislos sein, und wenn er das ist, dann sei für ihn das Freisein nicht wichtiger als das des Sklavendaseins. Äußere Lebensverhältnisse seien egal (ähnlich sein stoischer Zeitgenosse Epiktet). Er sei ebenso bereit, dem Kaiser als Sklave zu dienen – aber wenn ihm befohlen würde, Gott zu leugnen, so würde er das nicht tun. Hieran wird sichtbar, dass der Herr keine vollkommene Macht mehr über den Sklaven hat. Und damit ist der Sklave frei – wie oben schon bei Paulus gesehen. Parallel dazu ist das Leben des Kallist (160-222) zu sehen. Er war wohl Sklave, wurde nach seiner Verhaftung und Freilassung aus dem Gefängnis als Sklave frei gelassen, ihm wurden in der christlichen Gemeinde wichtige Ämter zugewiesen, die er so gut ausführte, dass die Gemeinde ihn zum Bischof gewählt hat und nicht den berühmten Hieronymus. Er legitimierte dann die Heirat von christlichen Frauen mit Sklaven oder Freigelassenen als Ehe.
Für Laktanz (250-320) war Sklaverei weder natürlich noch gerecht. Dieser vom römischen Staat geförderten Ungleichheit wurde die Gleichheit in den christlichen Gemeinden entgegengestellt – aber diese Gleichheit sei nur eine spirituelle. Und das, was der christliche Glaube fordere, sei äußerst schwer zu realisieren. Entsprechend argumentierten auch die berühmten Christen, nachdem das Christentum als Religion anerkannt war und eine bedeutende Stimme wurde: ab 312. Ambrosius (339-397), Augustinus (354-430), Chrysostomos (349-407) haben alle gesagt, Sklaven sollen aufgrund ihrer geistlichen Befreiung durch Jesus Christus ihren Herren gehorsam sein – aber gleichzeitig brachten sie neben dieser geistlichen Freiheit auch die körperliche: Chrysostomos kaufte kriegsgefangene Sklaven frei. Parallel dazu schildert er das Verhältnis des Menschen zu Gott wie einen Sklaven: Man solle als Sklavenhalter so freundlich mit seinen Untergebenen umgehen, wie Gott mit den Herren umgeht, man solle Sklaven kaufen und freilassen. Vor allem galt es auch, neu Sklaven aufzukaufen, damit es keine neuen Sklaven gebe. Andererseits jedoch wird an Chrysostomos sichtbar, wie ambivalent sein Verhältnis zu Sklaven ist, dass er sie nicht als Ebenbürtige akzeptierte. Augustinus sah, dass Sklaverei nicht zur guten Schöpfung gehörte, dann aber durch den Sündenfall zum Teil des Menschen wurde. Nicht nur der Sklave war Sklave, sondern auch der Herr selbst wurde zum Sklaven, zum Sklaven der Sünde, der Triebe (Sex, Geiz…). Augustinus begründete Sklaverei – aber gleichzeitig kaufte er Sklaven von brutalen Herren ab. Und Geistliche sollen unter der Ägide von Augustinus Sklaven frei gelassen haben. An diesen Befreiungen sah er manchmal, dass es Menschen, die frei gelassen worden waren, nach der Freilassung schlechter ergangen ist als vorher. Von der Heiligen Melania (die Jüngere) (383-439) wird gesagt, dass sie ihre Sklaven freilassen wollte – doch es kam zu einem Aufstand der Sklaven. Auch Ambrosius nahm die stoische Sicht auf (gegen Aristoteles), dass niemand von Natur aus Sklave sei. Mit Paulus sieht er, dass Sklaven zum Leib Jesu dazugehören, und wenn einer am Leib leidet, so leiden alle mit – daraus folgt, dass der Sklave gut zu behandeln ist. Ebenso ist Gregor von Nyssa (335-394) eindeutig gegen die Sklaverei aufgetreten: Wer Sklaven kauft, übertritt das Gebot Gottes, der den Menschen zu seinem Ebenbild frei und autonom geschaffen hat. Entsprechend hat man dem Sklaven gegenüber mit Respekt zu begegnen. Aber auch er trat gegen Rechtsbruch ein, das heißt gegen die gewaltsame Sklavenbefreiung. Seine Schwester Makrina hat mit ihrer Mutter alle Dienerinnen zu gleichgeachteten Schwestern gemacht und mit ihnen zusammen ein klosterähnliches Zusammenleben geführt, das offen war für alle möglichen Menschen zur Andacht und zum Gespräch.
An diesen gewichtigen Männern wird deutlich, wie massiv die Sklaverei in der Gesellschaft, in den Hirnen der Menschen verankert gewesen ist. Erst unter dem christlichen Kaiser Justinian (527-565) wurden Gesetze, die die Freilassung von Sklaven behinderten, aufgehoben. Parallel dazu sehen wir aber, dass der christliche Glaube für Sklaven sehr wichtig geworden ist. Warum? Wie oben gesehen: Sklaven gehören ganz ihren Herren – und das Christentum zeigte: Der Körper gehört den Herren – aber euer Geist gehört ihnen nicht. Ihr seid durch Christus befreit.
Der griechische Philosoph Aristoteles hat die Sklaverei mit der Natur begründet. Sie sind körperliche Werkzeuge, die den Menschen des Geistes gehören. Viele der genannten Christen stehen in dieser Tradition, die auch im Mittelalter und vor allem in der Neuzeit viele übel angeregt hat. Man kann sehen, dass zwar dieser Ansatz des Aristoteles die humane neutestamentliche Lehre beiseite drängt, dass sein Ansatz aber immer wieder menschlich durchbrochen wurde.
Klöster
Im weiteren Verlauf haben Mönche dazu beigetragen, dass die Sklaverei vor allem dann auch seit dem 7.-9. Jahrhundert zurückging, da man mit eigener Hände Arbeit wirken musste. Zudem wurden immer mehr Sklaven Mönche und Bischöfe, was dann auch zu einer Veränderung der Sklaverei beigetragen hat. Es gibt berühmte Beispiele dafür, dass Sklaven befreit wurden – aber gerade auch die berühmten Beispiele zeigen, dass es nicht üblich war.
Mit der Christianisierung Europas verminderte sich im Laufe der Zeit der Sklavenhandel, der im muslimischen Bereich weiter bestanden hat, florierte und Reichtum brachte Wesentlich am Sklavenhandel waren die Wikinger beteiligt. So wandte sich der „Apostel des Nordens“, Ansgar, im 9. Jahrhundert gegen den Sklavenhandel. Allerdings gab es auch im christlichen Bereich immer wieder Menschen, die keine Skrupel hatten. So hat Bertha von Lothringen im 10. Jahrhundert dem Kalifen von Bagdad 40 Sklaven und Sklavinnen als Geschenk überbringen lassen. Marseille und Venedig waren Umschlagplätze für Sklaven aus Europa in Richtung muslimische Sklavenmärkte. Venedig wurde deswegen auch ermahnt, hat aber ungehindert weiter gemacht. Es war (auch durch den Sklavenhandel) zu mächtig geworden, um von Außen dem Treiben wirklich Einhalt gebieten zu können. Was Europa betrifft muss man sich freilich fragen, ob der Sklavenhandel theoretisch oder auch praktisch zu erliegen kam. Manche griffen im 17./18. Jahrhundert die Theorien auf, die Sklaverei abgelehnt haben, und meinten, es habe im Mittelalter keinen Sklavenhandel mehr gegeben. Damit haben sie sich wohl auf die theoretischen Schriften und nicht auf die Realität bezogen. In der muslimischen Ära war der Sklavenhandel ein sehr lukratives Geschäft, das viele Völker reich gemacht hat und die Grundlage gelegt hat für weltweiten Handel. Hauptsklaven-Züge kamen auch aus Europa. So kommt das Wort „Sklave“ von Slawe – was im englischen Wort noch deutlicher wird: Slave – und das arabische Wort für „Eunuch“ ist Slawe. Auch aus Afrika kamen viele Sklaven. Aus Afrika konnten aber kaum mehr Sklaven geholt werden, weil Muslime keine Muslime als Sklaven halten durften. Afrikanische Stämme wurden muslimisch, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Europäer wurden nicht Muslime – konnten also auf islamischen Sklavenmärkten angeboten werden.
Der Sklavenhandel in Europa blühte dann wieder ab Mitte des 15. Jahrhunderts auf, als Portugal Afrikaner als Sklaven nach Portugal und dann auf die Plantagen von Kolonien brachte. Eine schlimme, Menschen verachtende Zeit brach an, dieses Mal durch Europäer, nicht nur durch Portugiesen, auch durch Spanier, dann auch durch Franzosen und Engländer, Holländer. Die Päpste Nikolaus V. und Alexander VI. haben die Sklaverei im 15. Jahrhundert erlaubt. Im 16. Jahrhundert verbot Paul III. die Sklaverei. In katholischen Bereichen wurde sie immer weiter zurückgedrängt. Die Kirche hatte aber immer weniger Macht – vor allem angesichts des entstehenden Frühkapitalismus, sodass die Sklaverei vor allem auch in Amerika und anderen Kolonien ihr Unwesen trieb.
Die Sklaverei in Europa und den USA wurde von zwei Seiten in Frage gestellt.
Einmal von den frommen Menschen, die direkt damit konfrontiert wurden: 1718 wurde von dem (christlichen) Quäker William Burling eine Schrift gegen die Sklaverei veröffentlicht, der Quäker-Staat Pennsylvania schaffte 1776 die Sklaverei ab (der deutsche Pietist Franz Daniel Pistorius, der nach Pennsylvania ausgewandert war, setzte sich schon 1688 gegen die Sklaverei ein). (Genauere Infos s. https://mini.evangelische-religion.de/slaverei-usa-namen-daten-schriften/ ) Im weiteren Verlauf wurde auch unter massivem Einwirken von einzelnen Christen und Gemeinden in den USA seit dem 17. Jahrhundert die Sklaverei bekämpft („alle Menschen sind Kinder Gottes“), manche wollten jedoch nur die Arbeitsbedingungen reformieren, manche wollten an der Sklaverei gar nichts ändern. Was zu Kirchenspaltungen führte und letztlich auch unter Abraham Lincoln ein Aspekt des Bürgerkrieges war und 1865 zum weitgehenden Ende der Sklaverei beigetragen hat. Lincoln wurde am Karfreitag 1865 ermordet, weil er dafür eintrat, dass auch Schwarze wählen dürfen. In England traten unter anderem die Christen Thomas Clarkson, Hannah More, Olaudah Equiano, Granville Sharp und William Wilberforce (1759-1833) gegen die Sklaverei auf, weil auch die Afrikaner Brüder sind. Argumentiert wurde auch damit, dass Gott das an Menschen schuldig gewordene Land strafen würde und auch die Schuldigen sich nach dem Sterben vor Gott, dem Richter, verantworten müssten. Folge: Verbot des Sklavenhandels: 1807 (im Jahr, als John Newton starb: Er war erst Kapitän eines Sklavenschiffs, wurde dann angesichts dieser Unmenschlichkeiten von Abscheu ergriffen, wurde Pfarrer und über Wilberforce einflussreicher Kämpfer gegen die Sklaverei – Autor des berühmten Liedes: Amazing Grace); Abschaffung der Sklaverei: 1834.
Dann wurde das Thema Sklaverei von Theoretikern diskutiert. Man muss bedenken, dass reale Sklaverei in Europa noch keine große Rolle spielte – außer die Versklavungen durch Muslime (Vinzenz von Paul [1581-1660]). So diskutierte man allgemein: Wieweit entspricht Sklavenhandel dem Naturrecht (wie man seit der Antike mit Blick auf Aristoteles immer wieder dachte) – oder: Ist das Naturrecht auch durch den Filter der Vernunft anzuwenden. Und so gab es modifizierte Einschränkungen der Sklaverei: Menschen aus in einem gerechten Krieg besiegten Ländern dürfen versklavt werden, ebenso, wenn Menschen sich selbst als Sklave unterwarfen, wenn Menschen durch Zeugung zum Sklaven wurden. So die aus christlicher Tradition in Verbindung mit Aristoteles argumentierenden Hugo Grotius (1583-1645), Samuel von Pufendorf (1632-1694). Sie versuchten entsprechend die Sklaverei rational zu humanisieren. Ebenso: Thomas Hobbes (1588-1679): Sklaverei basiert auf einem Gesellschaftsvertrag. Der christlich argumentierende Philosoph John Locke (1632-1704) war für Versklavung nur, wenn sie an die Stelle der Todesstrafe trete und im Kontext von Kriegen nur, wenn der zu Versklavende Kriegsverbrechen begangen hat. Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) sah sich als Jünger Christi, der alles im Licht der Vernunft betrachtete und wandte sich gegen die zuvor genannten philosophischen Sichtweisen: Sklaverei und Recht schließen sich aus. Dann gab es diejenigen, die mit Blick auf Staatstheorien den Staat bzw. den Herrscher bis hin zum Absolutismus stärkten. Hier stand dann Bejahung der Sklaverei stärker im Blick, so der in seiner Zeit berühmte Theologe Jacques Benigne Bossuet (1627-1704; er unterstützte Ludwig XIV. obgleich dieser den Papst einschränkte: Gallikanismus), der sich massiv gegen den Theologen Francois Fenelon (1651-1715) wandte, der eine Utopie verfasste, in der alle Menschen gemeinsam friedlich zusammenleben, ohne Gewalt, Staat, Sklaverei.
Der große Aufklärer Voltaire (1694-1778) verteidigte in Frankreich die Sklaverei: „Wir kaufen ausschließlich Neger als Haussklaven. Man wirft uns diesen Handel vor.“ Er argumentiert, warum er dennoch dafür ist: Schuldig sind die Afrikaner, die ihre Landsleute verkaufen; und: Wer einen Herren akzeptiert, ist dazu geboren, einen haben zu müssen. Gleichzeitig lobte er die Quäker in den USA die sich gegen Sklaverei eingesetzt haben und verteidigte die afrikanische Schriftstellerin Phillis Wheatley gegenüber einen Rassisten. Diese Ambivalenz war verbreitet – vor allem konnte man auch sagen, dass es Sklaverei in christlichen Ländern nicht gibt – sie aber gleichzeitig in den Kolonien unterstützen.
Die Sklaverei wurde nach einem zweiten Anlauf 1848 auch in Frankreich durch massiven Einsatz von Christen: Abbé Henri Grégoire (1750-1831) und dem Schweizer reformierten Theologen Benjamin Sigismond (1754-1830), sowie dem Schweizer Theologen Gillaume de Felice (1803-1871) und den „Freunden der Schwarzen“ (gegründet 1788, aber schon 1793 Aktivität verringert) abgeschafft – vor allem auch aufgrund massiver Kritik an der Beteiligung von Christen (z.B. als Seelsorger auf Sklavenschiffen und Christen als Reeder) an der Sklaverei. Sigismond stand mit den englischen Gegnern der Sklaverei in engem Kontakt. Für die Abschaffung der Sklaverei in Frankreich trat der Aufklärer Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet (1743-1794) ein – kam jedoch, wie das Sterbejahr 1794 zeigt, im Zuge der französischen Revolution um, obgleich er sie mit forciert hatte. Hingewiesen sei auch auf Pater Guillaume-Thomas Raynal (1713-1796), der mit den englischen Kämpfern gegen Sklaverei in Verbindung stand und mit Denis Diderot (1713-1784, der dem Jansenismus nahe stehender Christ war, dann aber deistischer und später atheistischer Weltanschauung zuneigte) eine Schrift zum Kolonialismus – damit verbunden Sklaverei – verfasste. Karl Marx (1818-1883) hat zum Thema Sklaverei keine Bedeutung – das sei hier nur erwähnt – weil ihm die ausgebeuteten Lohnarbeiter wichtiger waren.
Aus meiner Perspektive muss folgender Aspekt berücksichtigt werden, der von Wilberforce hervorgehoben wurde: Die Gesellschaft in Europa ist gespalten zwischen der Oberschicht und der Unterschicht. Die Oberschicht interessiert das Ergehen der Unterschicht nicht. Von daher ist auch die Sklaverei irrelevant. Die Unterschicht hat mit dem eigenen Leben genug zu tun, ist selbst unterdrückt und lebt in elenden, fast sklavenähnlichen Verhältnissen. Wilberforce sah es als seine Aufgabe an, diese Trennung aufzuheben und beiden Gruppen für die Sklaverei die Augen zu öffnen, gleichzeitig der Oberschicht die Augen für die Unterschicht zu öffnen und gegen deren schlimme Situation anzugehen. Damit war er einer der wesentlichen Vorreiter der gegenwärtigen NGOs.
Und auch heute gibt es noch weltweit Sklaverei. Dagegen wenden sich (auch christliche) Organisationen wie zum Beispiel: Anti-Slavery-International (die wohl älteste internationale Menschenrechtsorganisation die noch in die Wilberforce Zeit hineinreicht), International Justice Mission, terres des hommes.
Sklaverei 2 (Zusammenfassung)
Sklaverei war in der Antike normal. Sie war Teil der Gesellschaft, bestimmte die Menschen. Gegen die Sklaverei wandte sich das Volk Israel, sofern es Menschen aus dem eigenen Volk betraf. Für die Behandlung von Menschen des eigenen Volkes, die der Schuldknechtschaft verfallen waren, gab es klare menschliche Regeln. Für Jesus spielte das Thema keine große Rolle, wohl weil es für ihn in den 1 bis 3 Jahren seines Wirkens in Galiläa andere Probleme gab und er selbst der unteren Mittelschicht angehörte. Nichtsdestotrotz wird seine Zuwendung zu den Menschen Auswirkungen auf die allgemeine Sicht vom Menschen gehabt haben. Mit dem Übergang des Christentums zu den Griechen und Römern kam auch die Sklaverei in den Blick. Diese Ordnung/Recht der Sklaverei wurde von Paulus nicht in Frage gestellt, allerdings wurde sie unterlaufen: In der christlichen Gemeinde sind Sklaven und Herren eine Einheit, sie sind einander gleichgestellt. Von daher ist auch der Sklave Bruder – weil Jesus Sklave geworden ist – und ist als ein solcher zu behandeln. Noch etwas erkennen wir in den Paulusbriefen: In der Antike gehört der Sklave als ganzer Mensch dem menschlichen Herren. Paulus unterscheidet jedoch: Der Körper gehört dem Herrn – der Geist ist frei. Und diese Unterscheidung hat dann weitreichende Folgen. Es wurden viele Sklaven Christen.
Gegen diese grundlegende Ordnung der damaligen Zeit haben die Christen nur dadurch gerüttelt, dass sie die geistige Freiheit in der Gemeinde betonten. Das führte auch dazu, dass Sklaven Bildung bekamen. Man hielt allgemein daran fest, dass die Ordnung bestehen bleiben muss – aber gleichzeitig betonte man die innere Freiheit und kaufte auch Sklaven aus unterschiedlichsten Gründen frei. Erst der christliche Kaiser Justinian hat dann Gesetze geschaffen, dass Sklaven leichter freigelassen werden konnten. Die Klöster haben viel dazu beigetragen die Sklaverei abzuschaffen, weil jeder mit seinen eigenen Händen arbeiten solle. Und in diesem Stadium wurde auch die Christianisierung Europas weitergetrieben und entsprechend nahm die Sklaverei ab. Sie ist dann wieder aufgeblüht, als Amerika erobert wurde, wurde dann von der katholischen Kirche verboten, konnte aber aufgrund der Emanzipation des Frühkapitalismus und dem massiven Erstarken der Nationalstaaten von der katholischen Kirche nicht mehr durchgesetzt werden. Der christlichen Gruppe der Quäker entstammte im frühen 18. Jahrhundert eine Schrift gegen die Sklaverei, ein von Sklaven freier Staat wurde dann mit Pennsylvania umgesetzt. Im 17./18. Jahrhundert haben Jesuiten eine entsprechende Schutzzone in Paraguay errichtet. Weltweit herrscht noch immer Sklaverei, die dann nach und nach auch auf Druck bzw. Wirken durch Christen beendet wurde (z.B. Wilberforce).
Allerdings gibt es sie heute noch – was man nicht übersehen darf. Es gibt heute mehr Sklaven als jemals zuvor – auch darum, weil es mehr Menschen gibt als jemals zuvor. Aber: weil es mehr Menschen gibt, die man versklaven kann, als jemals zuvor, sind auch Sklaven so billig, wie selten in der Antike. Höchstens nach Eroberungszügen brach manchmal der Sklavenmarkt zusammen, weil Sklaven so billig waren. Aber das war nicht die Regel, während heute auf den Märkten die Sklaven allgemein sehr billig zu haben sind.
Sklaverei 3: Überlegungen/Anmerkungen
Die Frage stellt sich nun mit Blick auf die Bibel. Sie ist Gottes Wort – und kämpft nicht gegen die äußere Sklaverei? Die Bibel hat wichtige Impulse durch innere Befreiung gegeben. Der Mensch ist nicht nur Sklave durch andere Menschen, sondern wird auch durch vieles andere abhängig: Krankheiten, Behinderungen, Ängste, soziale Verhältnisse…. Wie können abhängige Menschen – welcher Art auch immer – wirklich frei werden? Durch den Glauben an Jesus Christus, dadurch, dass man sich in den widrigsten Lebensumständen von Gott geliebt und frei wissen darf.
Aber hätten die Christen nicht intensiver auf die äußere Freiheit hinwirken können? Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil die Menschen in all ihren Zeiten Teil ihrer Zeiten sind. Es sind Barrieren in den Köpfen abzubauen, es ist erst einmal deutlich zu werden, dass ein Problem besteht. So denken wir zum Beispiel an uns heute: Warum gibt es noch immer Sklaverei? Warum schaffen wir sie nicht ab? Vor diesem Problem stand auch die kleine christliche Gemeinde, die ihrerseits ja kein Ansehen hatte, weil sie vielfach aus verachteten Sklaven bestanden hat. Wir können einfach nur erschüttert sehen, wie schwer es ist, menschliche / humane Verhältnisse durchzusetzen – bis heute. Vielleicht ein Verstehensversuch: Schaffen wir einmal alle hilfreichen elektrischen Haushaltsgeräte ab – wie würden wir klar kommen?
Rational war der Sklaverei nicht beizukommen. Im Gegenteil. Die Abschaffung brachte nur wirtschaftliche Nachteile. Die emotionale Argumentation, die den Menschen als Kind Gottes sieht, ihn als Ebenbild Gottes sieht, die ergriff die Menschen des 19. Jahrhunderts – was auch mit den christlichen Erweckungsbewegungen zusammenhängt.
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Die Rechts-Ordnung gibt vor, dass es Sklaven gibt. Die Natur gibt vor, dass es Sklaven gibt. Jeder denkende Mensch sieht also ein: Es muss Sklaven geben. Alle Völker, Stämme, die etwas auf sich halten, haben Sklaven. Ohne Sklaven gibt es nur Schwäche und Niedergang. Sklavenbefreiung bringt Unordnung, Unfrieden, Krieg. (Pax = Vertrag / Ordnung.) Ziel ist Ordnung, also Frieden, das heißt: Es muss Sklaven geben. Jeder, der für die Sklavenbefreiung eintritt, ist gegen Frieden.
So dachte man in der Antike. So dachte man in der Zeit der Voraufklörung, weil das der vernunft entsprach. Dieses Denken musste langsam aber sicher verändert werden. Das geschah durch die christliche Botschaft. Aus heutiger Perspektive zu langsam. Aber… – siehe unten.
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Ich denke, man sollte etwas anderes auch beachten: Vielleicht ist uns heute die körperliche Freiheit wichtiger als sie den Menschen damals war. Sie haben erkannt, dass die äußere Freiheit nicht gegen die Ordnung (von Natur aus…), gegen das Recht erreichbar war – aber die innere Freiheit. Und diese innere Freiheit zu der der christliche Glaube verhalf, vereinte eben Herren und Sklaven und führte dazu, dass wenn man wirklich Jesus Christus gehörte, ein humaner Umgang herrschte. Freiheit von Sünde, von Tod, sich in Widrigkeiten frei zu fühlen ist wichtiger als die äußere Freiheit. Ich weiß nicht, aber vielleicht sollten wir auch das berücksichtigen in der Diskussion – auch wenn es aus unserem christlichen Weltbild heraus heute in seiner Ausschließlichkeit nicht akzeptabel ist.
Und so dauerte es lange, bis Menschen die innere Freiheit und die äußere Freiheit gleichermaßen wichtig nahmen und durchzusetzen versuchen. Die äußere Freiheit – die war Jesus nicht unwichtig. Er hatte eine ganzheitliche Sicht im Blick.
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Interessant ist nun, dass die Gemeinde so eine Art Parallelwelt aufbauen wollte: In der Gemeinde zählt allein Gottes Wille, seine Vorstellung von einem guten Zusammenleben – außerhalb ist die Welt des Sündenfalls. Aber die Welt der Gemeinde kann in die Welt des Sündenfalls durch die Menschen, die zur Gemeinde gehören, hineinwirken und sie verändern. Wie am Beispiel Frieden zu sehen, versuchte Jesus eine Parallelwelt zu errichten, die immer stärker auf die gesamte Gesellschaft übergreift und sie dadurch verändert.
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Friede: (a) Innerer Friede – (b) Friede mit Gott – (c) sozialer Friede – (d) Institutioneller Friede. Die Gemeinde bot den Sklaven (a) und (b) an, darüber hinaus (c) aber nur, soweit es das Leben in der Gemeinde betrifft. Außerhalb der Gemeinde gibt es Kampf und schweres Leben. Aber das betraf nicht nur die Sklaven, das betraf alle, die zur Gemeinde gehörten. Ausgrenzung, Verfolgung, körperliche Angriffe, Auseinandersetzungen, Überlebenskämpfe… (d) war niemandem im Blick, da der normale Mensch nichts zum Zusammenleben der Staaten tun konnte und kurzfristig keinen Einfluss auf die Institutionen hatte.
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Mit Blick auf die Bibel als Gottes Wort im vielfach beschriebenen Sinn und mit Blick auf das Wirken des Heiligen Geistes: Glaube ist Prozess. In der Heiligen Schrift gibt es innovative Ansätze, die sich langsam aber sicher mit den Menschen, die diese erkennen, durchsetzen. Es gibt in ihr auch zeitbegrenzte Verdunkelungen (AT: Sklaven dürfen nur Menschen aus den Völkern sein) – aber gleichzeitig Fortschritte: humane Behandlung von Menschen. Es gibt zeitbegrenzte Einschränkungen, die sich aber über einen langen Zeitraum hinweg als wichtig erwiesen haben (Parallelwelt durchdringt die negative Welt). Heute setzen sich Gruppen für die Sklavenbefreiung ein. Das ist heute auch wichtig, weil in der Nachfolge Jesu (das, was man sich für das Reich Gottes erhofft, jetzt schon durchsetzen) diese Vorgehensweise möglich – ja: notwendig – ist. Allerdings auch nur sehr beschränkt. Denn die Probleme: Wenn man Sklaven freikauft, werden neue gefangen genommen, wenn man sie befreit, muss man sie ernähren, medizinisch betreuen, beschulen, ausbilden – was aber vielfach kaum mehr möglich ist. Die (oben genannten) Organisationen benötigen viel Geld, um ihrer wichtigen Arbeit nachzukommen. Und das heute in unserer reichen Zeit. Wie hätte das alles damals gehen sollen?
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Das ist keine Apologie. Das ist eine Aufforderung, sich mehr um diese Arbeit der Organisationen, die sich für die Befreiung von Sklaven einsetzen, zu kümmern: Anti-Slavery-International, International Justice Mission, terres des hommes.
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Besonders sei noch auf Frederick Douglass (1818-1895) hingewiesen. Dieser große Christ aus den USA war Sklave, floh und engagierte sich massiv gegen die Sklaverei. Vor allem griff er als Christ auch gerade Christen an, die die Sklaverei verteidigten und vollzogen, weil sie nicht lebten, wie Jesus es verlangte. Dazu s. https://www.christianitytoday.com/ct/2018/january-february/frederick-douglass-at-200-remembering-his-radical-christian.html
Hingewiesen sei auch auf die bewundernswerte Harriet Tubman (1820[?] – 1913): https://www.youtube.com/embed/Ul09jwM9F98?feature=oembed
Über sie gibt es auch einen sehenswerten Film: Harriet. Der Weg in die Freiheit – mit Gott.
Das Buch einer anderen Harriet – das von Harriet Beecher Stowe (1811-1896) muss unbedingt erwähnt werden. Onkel Toms Hütte (1851 als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift; 1852 ganz veröffentlicht) – hat maßgeblich dazu beigetragen, Menschen gegen die Sklaverei emotional zu mobilisieren, hat vielleicht auch zum Krieg gegen die Sklavenhalter der Südstaaten beigetragen. Verarbeitet wurden in dem Buch Erinnerungen des ehemaligen Sklaven und Pfarrers Josiah Henson. Begründet wurde die Haltung gegen die Sklaverei mit der Bibel, genauer mit dem Gleichnis von Matthäus 25,31ff.: Es gilt Hungrigen Nahrung zu geben, Nackte zu kleiden usw.
Anmerkungen zu dem Buch: Manchen ist das Buch zu gefühlsduselig. Es wird beschrieben, dass Sklaven Gefühle haben. Sie begründet die Hervorhebung des Gefühls in einer Diskussion: Manche Menschen der damaligen Zeit glaubten, dass Sklaven keine richtigen Menschen sind, somit auch keine Gefühle hätten. Darum durfte man Ehen trennen, Kinder von den Eltern wegnehmen usw. Von daher muss man auch das Buch aus seiner Zeit heraus lesen und nicht die Gegenwart eintragen.
Biographisch ist auch das Leben von David Livingstone (1813-1873) mit Blick auf das Thema Sklaverei spannend. Livingston war Missionar und bereiste Afrika. Auf diesen Entdeckungsreisen wurde er immer wieder mit arabischen und portugiesischen Sklavenhändlern konfrontiert, mit Stammeshäuptlingen, die ihre Nachbardörfer überfielen und die Menschen den Arabern verkauften bzw. auch ihre eigenen Untertanen. Ein ganz schlimmes Erlebnis hatte er 1871. Seine Schilderungen der Brutalitäten hatten auch Auswirkung auf die Einschätzung des Sklavenhandels in Europa und die Schließung des Sklavenmarktes auf Sansibar durch die Engländer.
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Dazu siehe auch: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/kirche/theologie-weg-lern-prozess/
An Literatur sei der Beitrag genannt, der mir nachträglich bekannt geworden ist und viel mehr Fakten enthält, als oben verarbeitet wurden: https://www.philso.uni-augsburg.de/institute/philosophie/Personen/Lehrbeauftragte/neidhart/Downloads/KircheMenschenrechte.pdf
Siehe auch:
Zu dem Thema s. auch: https://gedichte.wolfgangfenske.de/spiritual-gospel/